Teil I
Wir lernen nicht durch Schriften oder Bücher,
Wir lernen durch den Mensch der sie geschrieben.
Wir lernen durch die nassen Tücher,
Mit denen er sich wund gerieben.
Leicht ist’s zu vergessen,
Was Mensch am Tage stets bewegt,
Doch die Schwere nicht zu messen,
Nachdem die Sonne untergeht.
Im Dunklen lässt sich nur begreifen,
Was Mensch bei Lichte nicht versteht.
Doch trotzig all dem guten Willen:
Die Einsicht wird ihm fort geweht.
Denn über Berge und durch Täler soll’n wir gehn,
Wo Verzweiflung und Frohlockung sich vereinen.
Monate und Jahre soll’n vergehn,
Eh wir sie in einem Buch beweinen.
Teil II
Beim Lesen fragt sich Mensch, welch Mehrwert ihm verbleibt,
Welch bisher Unerhörtes er sich einverleibt.
Er schafft dies häufig zu verhehlen,
Und dem Dichter seine Zeit zu stehlen.
Denn der Mensch hat nicht verstanden,
Beim Schreiben kommt die Botschaft meist abhanden.
Die wahre Kunst ist zu erkennen,
Was wir unaussprechlich Nicht benennen.
Was hinter Zeil’n und Versen ruht,
Dass sich durch Feenstaub die weit’re Welt auftut,
Ein Ort an dem sich jedes Wesen wieder findet,
An dem sich Mensch und Mensch verbindet.
Nein! Wissenschaft kann dies nicht leisten,
möcht sich aber stets erdreisten,
zu Belegen was die Wahrheit ist!
Beim Lesen fragt du dich, welch Mehrwert dir verbleibt,
welch Unerhörtes du dir einverleibst,
um zu sehen wer du wirklich bist!
Jean Luc Bomel, Oktober 2012